Pressemitteilung 02.01.2025

Solidaritätskreis Justice for Ibrahima Barry

Pressemitteilung, 02.01.2025

Aufklärung und Gerechtigkeit für Ibrahima Barry!
Ein Jahr nach dem T
od von Ibrahima Barry nach einem Polizeieinsatz sind Ermittlungen der Staatsanwaltschaft immer noch nicht abgeschlossen

Aufruf zur Kundgebung am Sonntag, 19. Januar 2025 in Mülheim an der Ruhr

Am 06. Januar 2024 ist Ibrahima Barry im Zuge eines Polizeieinsatzes in Mülheim an der Ruhr gestorben, im Alter von nur Mitte 20 Jahren. An diesem Tag hat sich Ibrahima Barry in einer psychischen Ausnahmesituation befunden, weshalb der Sicherheitsdienst der Geflüchtetenunterkunft, in der Ibrahima Barry gelebt hat, die Polizei gerufen hat. Es ist zu körperlichen Auseinandersetzungen gekommen, Ibrahima wurde von der Polizei zweimal mit einem Taser beschossen und verstarb nach einem Herzstillstand. Nach einem Jahr ist immer noch wenig öffentlich bekannt zu den genauen Umständen des Todes von Ibrahima Barry. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Duisburg gegen die am Einsatz beteiligten Polizeibeamt*innen dauern an.

Ibrahima Barry ist aus Guinea über das Mittelmeer nach Deutschland geflohen. Er hatte lange keine Arbeitserlaubnis und war über Jahre von einer Abschiebung bedroht. Es ist fraglich, ob Ibrahima ausreichend soziale und psychologische Unterstützung bekommen hat. Die öffentlichen Einrichtungen haben Ibrahima somit keine Zukunftsperspektive gegeben. 

Der Solidaritätskreis Justice for Ibrahima setzt sich seit dem Tod von Ibrahima Barry für Aufklärung und Gerechtigkeit ein. Anlässlich des Todestages von Ibrahima ruft der Solidaritätskreis zu einer Kundgebung am Sonntag, 19. Januar 2025 ab 14 Uhr am Kurt-Schumacher-Platz in Mülheim an der Ruhr auf. Der Solidaritätskreis sieht Ibrahima Barrys Tod in Kontinuität mit den zahlreichen anderen Todesfällen im Zuge von Polizeieinsätzen in Deutschland, von denen vor allem Migrant*innen, People of Color und Personen in psychischen Ausnahmesituationen betroffen sind. So etwa im Fall von Mouhamed Lamine Dramé in Dortmund, wo kürzlich alle beteiligten Polizist*innen vom Landgericht Dortmund freigesprochen wurden. Das hat deutschlandweit Menschen schockiert. Der Solidaritätskreis fordert lückenlose und öffentliche Aufklärung des Todes von Ibrahima Barry, Konsequenzen und eine grundlegende Aufarbeitung des systematischen und tödlichen Rassismus der Polizei.

Für Jakob H. aus dem Solidaritätskreis Justice for Ibrahima sind einige sehr zentrale Fragen offen: „Ibrahimas Tod steht klarerweise im Zusammenhang mit dem Einsatz von Tasern. Darüber hinaus sind viele Fragen offen. Hat die Polizei dem ihnen bekannten psychischen und gesundheitlichen Zustand von Ibrahima entsprechend gehandelt? Hat die Polizei überhaupt versucht, deeskalative Maßnahmen einzuleiten? Wurde Ibrahima mit einem Knie auf dem Rücken fixiert? Spätestens seit dem Tod von George Floyd ist bekannt, dass dieses Vorgehen der Polizei tödlich ist. Was ging dem Tasereinsatz voraus? Sind die vorliegenden Bodycam-Aufnahmen der Polizist*innen lückenlos? Ist auf ihnen weitere Gewalt von Seiten der Polizist*innen dokumentiert? Hat Ibrahima unverzüglich ärztliche Versorgung erhalten? Wir wollen klare Antworten auf all diese Fragen. Wir erwarten, dass es in diesem Fall Konsequenzen gibt, anders als gerade erst in Dortmund geschehen.“

Politische Forderungen des Solidaritätskreises sind unter anderem: Psychologische Krisendienste, die anstatt der Polizei gerufen werden. Eine offizielle Entschuldigung und Beileidsbekundung für die Familie Barry von Seiten der Polizei und der Stadt Mülheim an der Ruhr. Nicht nur entschuldigende Worte, sondern Umverteilung von Geldern für Projekte für Schwarze Jugendliche in Mülheim an der Ruhr. Eine unabhängige Instanz, die gegen Polizeigewalt ermittelt. Psychologische Unterstützung und Arbeitserlaubnisse für alle Geflüchteten. Ende des strukturellen Rassismus der Polizei.

Jakob H. unterstreicht eine Passage aus dem Aufruf zur Kundgebung am 19. Januar 2025: „Es wird keine Gerechtigkeit für Ibrahima und alle anderen Betroffenen von Polizeigewalt geben, bis die Bedingungen abgeschafft werden, die deren Tod möglich gemacht haben. Gerechtigkeit für Ibrahima bedeutet, dass wir an sein Leben denken. Gerechtigkeit für Ibrahima bedeutet, nicht die entmenschlichenden Geschichten, die die Polizei und Medien über ihn erzählen, einfach so stehen zu lassen. Gerechtigkeit für Ibrahima bedeutet, gemeinsam gegen Rassismus zu kämpfen. Gerechtigkeit für Ibrahima bedeutet zu verhindern, dass die Polizei weitere Menschen tötet. Gerechtigkeit für Ibrahima bedeutet, für ein gutes Leben für alle einzustehen.“

Pressekontakt: Jakob H., Solidaritätskreis Justice for Ibrahima, 
justice4ibrahima@proton.me
https://www.instagram.com/solikreis_justiceforibrahima/

Hintergrund:
Der Solidaritätskreis Justice for Ibrahima Barry hat sich direkt nach dem Tod von Ibrahima Barry durch einen Polizeieinsatz in Mülheim an der Ruhr im Januar 2024 gegründet. Der Soli-Kreis fordert eine umfassende Aufklärung der Umstände des Todes des jungen Geflüchteten. Er setzt sich für Gerechtigkeit für Ibrahima Barry ein. Er schafft Öffentlichkeit und sammelt Spenden für die Angehörigen und deren praktische wie juristische Unterstützung. Der Solidaritätskreis steht im Kontakt mit den Angehörigen von Ibrahima Barry in Guinea.

Mehr Informationen gibt es auf dem Instagram-Account des Solidaritätskreises:
https://www.instagram.com/solikreis_justiceforibrahima/